Was ist mit dem Autarkiegrad einer Photovoltaikanlage gemeint?

Der Autarkiegrad beschreibt, wie viel deines jährlichen Strombedarfs du mit eigener PV-Erzeugung deckst. Er wird in Prozent angegeben und steigt mit cleverer Planung (Strings, Wechselrichter, Speicher) sowie smartem Energiemanagement. Diese Seite erklärt Definition und Abgrenzungen, zeigt typische Einflussfaktoren, liefert Beispielrechnungen und konkrete Hebel, mit denen du deinen Autarkiegrad realistisch und wirtschaftlich erhöhst.

Definition & Formel

Autarkiegrad = (Eigenverbrauch / Gesamtstromverbrauch) × 100. Der Eigenverbrauch ist der Anteil deiner PV-Erzeugung, den du selbst nutzt (direkt oder aus dem Speicher). Der Gesamtstromverbrauch ist der gesamte Strombedarf deines Haushalts/Gewerbes im betrachteten Zeitraum (meist 1 Jahr).

Merke: Autarkiegrad misst die Unabhängigkeit vom Netz, nicht die Größe der Anlage. Eine große, aber schlecht genutzte Anlage kann einen niedrigeren Autarkiegrad haben als eine gut abgestimmte kleinere.

Autarkiegrad vs. Eigenverbrauch

Autarkiegrad

Anteil deines Jahresverbrauchs, den PV (inkl. Speicher) liefert. Beispiel: 4.500 kWh Bedarf, 2.700 kWh aus PV genutzt ⇒ 60 % Autarkie.

Eigenverbrauchsquote

Anteil der PV-Erzeugung, den du selbst verbrauchst. Beispiel: 5.000 kWh Erzeugung, 2.700 kWh selbst genutzt ⇒ 54 % Eigenverbrauch.

Einflussfaktoren

  • Lastprofil: Tagsüber hoher Verbrauch → hoher Direktverbrauch; Abendlasten erfordern Speicher.
  • Anlagengröße & Ausrichtung: kWp, Dachseiten (Süd vs. Ost/West), Verschattung.
  • Speichergröße & Strategie: Kapazität, Lade-/Entladeleistung, Überschusslogik.
  • Energiemanagement: Automatisierte Verbraucher (EV-Laden, Wärmepumpe, Haushaltsgeräte).
  • Saison/Wetter: Sommer > Winter; Diffuslichttechnik (z. B. HJT) performt stabiler.
  • Haustechnik: Wärmepumpe & E-Auto können Eigenverbrauch/Autarkie stark erhöhen – bei passender Steuerung.

Rolle des Speichers

Ein Speicher verschiebt mittägliche PV-Überschüsse in Abend/Nacht und erhöht damit Autarkiegrad und Eigenverbrauch. Typischer Effekt: +15–25 %-Punkte Autarkie (je nach Lastprofil, Kapazität, Steuerung). Wichtig ist die passende Dimensionierung: zu klein → verpufft; zu groß → unnötig teuer.

Dimensionierungs-Daumenregeln

  • Speicher ≈ 1–1,5 Ã— tägliche PV-Überschüsse (nicht Gesamtverbrauch!)
  • Entladeleistung ≥ typische Abendspitzen (Kochen, Licht, Unterhaltung)
  • Hybrider WR erleichtert späteres Nachrüsten/Erweitern

Häufige Fehlannahmen

  • „Mehr kWh Speicher = immer besser“ – Wirtschaftlichkeit kann kippen
  • „Optimierer lösen jede Verschattung“ – saubere Stringplanung zuerst
  • „100 % Autarkie“ – im EFH selten sinnvoll, saisonale Lücke bleibt

Optimierung im Alltag

Praxis-Tipps

  • Verbraucher in Sonnenstunden legen (Timer/Smart-Plugs/EMS)
  • EV mit Überschussladung tagsüber priorisieren
  • Wärmepumpe per SG-Ready/EMS auf PV-Fenster triggern
  • Monitoring-Alarme aktivieren, Ertrag/Verbrauch regelmäßig prüfen

Häufige Fehler

  • Gemischte Dachseiten auf einem MPP-Tracker → Mismatch-Verluste
  • Speicher nur „nach Gefühl“ gewählt, ohne Lastprofil
  • DC/AC-Leitungen zu lang/dünn → unnötige Verluste
  • Keine Wartungsroutine (Sichtprüfung/Reinigung bei Bedarf)

Vergleichstabellen

Kennzahl Definition Warum wichtig?
Autarkiegrad PV-Deckungsanteil am Gesamtverbrauch Misst Unabhängigkeit vom Netz
Eigenverbrauch Selbst genutzter Anteil der PV-Erzeugung Hebel für Wirtschaftlichkeit
Erzeugung Summe aller kWh aus PV (jährlich) Basis für Dimensionierung/Amortisation
Lastprofil Verteilung des Verbrauchs über den Tag Entscheidet über Speicher/EMS-Nutzen
Szenario PV-Erzeugung Eigenverbrauch Gesamtverbrauch Autarkiegrad
EFH ~8 kWp ohne Speicher ~8.000 kWh/Jahr ~2.800 kWh ~4.500 kWh ~62 %
EFH ~10 kWp + 10 kWh Speicher ~10.000 kWh/Jahr ~6.000 kWh ~4.500 kWh ~67–75 % (lastabhängig)
Ost/West 9 kWp + EV-Überschussladung ~9.000 kWh/Jahr ~5.000 kWh ~5.500 kWh ~90 % Sommerspitzen, Jahreswert niedriger

Praxisbeispiele

Beispiel A · 8 kWp, Süddach, ohne Speicher

Tagsüber laufen Spülmaschine/Waschmaschine zeitversetzt, dennoch bleiben Abendlasten. Ergebnis: Autarkie ~55–65 %, Eigenverbrauch ~35–45 %. Gute Option mit späterer Speicher-Nachrüstung.

Beispiel B · 10 kWp + 10 kWh Speicher

Speicher verschiebt Mittagsüberschuss in die Abendstunden, zusätzlich EV-Überschussladen am Nachmittag. Ergebnis: Autarkie ~65–75 %, je nach Fahrprofil und Wärmepumpe.

FAQ

Kann ich 100 % Autarkie erreichen?

Technisch ja (große PV + Speicher/Backup), wirtschaftlich im EFH meist nicht sinnvoll – Winterlücke bleibt.

Steigert ein größerer Speicher den Autarkiegrad immer?

Nur bis zu einem Punkt. Kapazität am Lastprofil ausrichten; sonst steigen Kosten ohne Mehrnutzen.

Wie unterscheidet sich Autarkiegrad vom Eigenverbrauch?

Autarkie misst Netzunabhängigkeit (Bedarfsdeckung), Eigenverbrauch misst die Nutzung deiner PV-Erzeugung.

Hilft Ost/West-Ausrichtung?

Ja, breitere Tageskurve → mehr Direktverbrauch, oft höherer Autarkiegrad auch ohne großen Speicher.

Welche Rolle spielt Energiemanagement?

Große. Automatisierte Verbrauchersteuerung (EV, WP, Haushaltsgeräte) hebt Autarkie und Wirtschaftlichkeit spürbar.

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