Wie berechnet man die Größe einer Photovoltaikanlage?

Die richtige Anlagengröße entscheidet über Ertrag, Wirtschaftlichkeit und Autarkie. Diese Seite zeigt dir ein praxistaugliches Vorgehen, um die Größe einer Photovoltaikanlage zu berechnen: von Verbrauch und Dachfläche über spezifischen Jahresertrag bis zu Speicher, Wallbox und Wärmepumpe. Mit Faustregeln, Beispielrechnungen, Vergleichstabellen sowie Tipps, damit du weder zu klein (verpasster Ertrag) noch zu groß (unnötige Kosten) planst.

6 Schritte zur passenden Anlagengröße

1) Jahresverbrauch bestimmen

Stromabrechnung der letzten 12 Monate prüfen. Plane Veränderungen ein: E-Auto (+1.800–2.500 kWh/Jahr), Wärmepumpe (+2.500–5.000 kWh/Jahr je Haus & Effizienz), Homeoffice/Server (+300–800 kWh/Jahr).

2) Spezifischen Ertrag ansetzen

Für Deutschland liegen typische spezifische Jahreserträge vieler Dächer zwischen ~900 und 1.100 kWh je kWp – abhängig von Standort, Ausrichtung/Neigung und Verschattung. Ost/West liefert oft 850–1.000 kWh/kWp mit breiter Tageskurve (sehr gut für Direktverbrauch).

3) Zielsetzung festlegen

Willst du möglichst viel Eigenverbrauch/Autarkie oder maximale Gesamterzeugung? Für hohe Autarkie lohnt oft Ost/West (breite Kurve) plus Speicher; für maximale Erzeugung ist Süd mit ~30–35° attraktiv.

4) kWp-Bedarf grob berechnen

Formel (bedarfsgesteuert): kWp ≈ geplanter Jahresbedarf aus PV / spezifischer Ertrag. Beispiel: Ziel 5.000 kWh/Jahr aus PV, spezifisch 1.000 kWh/kWp ⇒ ≈ 5 kWp.

5) Dachfläche & Modulanordnung prüfen

Rechne mit ~5–6 m² pro kWp (Standardmodule). Verschattung, Abstände, Dachfenster und Schornstein berücksichtigen. Strings nach Ausrichtung/Neigung trennen, Mismatch vermeiden.

6) Wechselrichter & Speicher dimensionieren

WR-Leistung grob 0,8–1,1 × DC-Leistung (je nach Ausrichtung/Clipping-Strategie). Speichergröße am Lastprofil: häufig 5–12 kWh im EFH. Lade-/Entladeleistung so wählen, dass Abendspitzen abgedeckt werden.

Faustregeln & typische Werte

Für die schnelle Orientierung helfen ein paar Daumenwerte. Sie ersetzen keine individuelle Planung, liefern aber belastbare Startpunkte – besonders, wenn Angebote verglichen werden sollen.

  • Leistungsdichte: 1 kWp ≈ 5–6 m² Modulfläche.
  • Ertrag Süd: 1 kWp ≈ 950–1.150 kWh/Jahr (Dach ~30–35°, geringe Verschattung).
  • Ertrag Ost/West: 1 kWp ≈ 850–1.000 kWh/Jahr, dafür höhere Direktnutzung.
  • Eigenverbrauch ohne Speicher: meist 25–45 %; mit Speicher 45–70 % (lastabhängig).
  • Autarkie: ohne Speicher 35–60 %, mit Speicher 55–75 % möglich (EFH, grob).
Hinweis: Plane realistisch. Ein sehr großer Speicher steigert Autarkie, kann die Wirtschaftlichkeit aber verschlechtern. Ziel ist ein guter Mix aus Ertrag, Eigenverbrauch und Investitionshöhe.

Beispielrechnungen (EFH & Gewerbe)

EFH · 4.500 kWh/Jahr, Süddach

Ziel: 70 % des Bedarfs durch PV decken ⇒ 3.150 kWh/Jahr aus PV. Bei 1.050 kWh/kWp sind ≈ 3 kWp nötig. Realistisch wird „dachvoll“ geplant (z. B. 7–10 kWp), um Lastverschiebungen/EV/Wärmepumpe abzubilden und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern.

EFH · 6.000 kWh/Jahr + E-Auto, Ost/West

Ziel: hohe Autarkie und tagsüber EV-Überschussladen. Bei 900 kWh/kWp sind für 5.000 kWh/Jahr ≈ 5,6 kWp nötig. Sinnvoll: 8–10 kWp + 7–12 kWh Speicher → breite Kurve, weniger Netzzukauf am Abend.

Gewerbe · 25.000 kWh/Jahr, Tageslast

Ost/West auf großer Fläche: Ziel 60 % Deckung aus PV ⇒ 15.000 kWh. Bei 950 kWh/kWp ≈ 16 kWp. Häufig wirtschaftlich attraktiver: 25–40 kWp ohne Speicher, da Arbeitszeitprofil tagsüber passt.

Sanierung · Wärmepumpe geplant

Verbrauch steigt künftig deutlich. PV gleich so planen, dass die Wärmepumpenlast (zusätzlich 2.500–5.000 kWh) mit abgedeckt wird. Ergebnis: eher 9–12 kWp (je nach Dach) statt 5–7 kWp.

Vergleichstabellen

Eingabegröße Faustwert/Regel Kommentar
Jahresverbrauch + EV: +1.8–2.5 MWh · + WP: +2.5–5 MWh Zukünftige Änderungen immer mitrechnen
Spezifischer Ertrag 850–1.150 kWh/kWp Standort, Ausrichtung, Verschattung
Flächenbedarf 1 kWp ≈ 5–6 m² Abstände/Schornstein/Dachfenster einplanen
WR-Dimensionierung AC ≈ 0,8–1,1 × DC Clipping zulassen oder Reserven vorsehen
Speichergröße EFH 5–12 kWh Am Lastprofil orientieren, nicht am Bauchgefühl
Szenario kWp (Empfehlung) Begründung
EFH, 4.000 kWh/Jahr, Süd 6–8 kWp Reserve für Lastverschiebung/EV, hohe kWh/kWp
EFH, 5.500 kWh/Jahr, Ost/West 8–10 kWp Breitere Tageskurve → mehr Direktverbrauch
Gewerbe, 20.000 kWh/Jahr, Tageslast 20–35 kWp Ohne Speicher oft ideal, da Lastprofil passt
EFH mit Wärmepumpe 9–12 kWp Mehr Winter-/Übergangsenergie nötig

Tipps & häufige Fehler

Tipps (mehr Ertrag & Nutzen)

  • Strings konsequent nach Ausrichtung/Neigung trennen; Verschattung bündeln
  • Ost/West erwägen, wenn Direktverbrauch wichtig ist (breitere Kurve)
  • WR-Betriebspunkt im Effizienz-Sweet-Spot halten; moderate AC-Reserve
  • Speichergröße an Abendspitzen und EV-Ladefenster ausrichten
  • Monitoring aktiv nutzen; Abweichungen früh erkennen

Häufige Fehler (teuer & vermeidbar)

  • Nur nach Kaufpreis dimensionieren – Lastprofil/Speicher ignorieren
  • Gemischte Dachseiten auf einem MPP-Tracker → Mismatch-Verluste
  • PV am Ist-Verbrauch ausrichten, geplante Änderungen vergessen
  • Speicher „so groß wie möglich“ statt passend zum Profil

FAQ

Soll ich „dachvoll“ bauen oder bedarfsgenau?

Bei begrenzter Fläche lohnt oft „dachvoll“ – höhere Erzeugung, später flexible Nutzung (EV/WP). Wirtschaftlichkeit prüfen.

Wie wichtig ist die Ausrichtung?

Süd maximiert die Jahresernte; Ost/West glättet die Kurve und erhöht den Direktverbrauch – oft wirtschaftlich stark.

Wie wähle ich die WR-Leistung?

Grob 0,8–1,1 × DC. Bei Süd und vielen Mittagspitzen kann leichtes Clipping sinnvoll sein, bei Ost/West eher näher 1,0–1,1.

Brauche ich unbedingt einen Speicher?

Nein. Er steigert Autarkie und Eigenverbrauch, ist aber profilsensitiv. Varianten mit/ohne Speicher durchrechnen.

Wie rechne ich kWp aus meinem Zielbedarf?

kWp ≈ (geplanter Jahresbedarf aus PV) / (spezifischer Ertrag in kWh/kWp). Beispiel: 4.500 / 1.000 = 4,5 kWp.

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